K n i r p s e n - R a n c h G o t t b e r g

 

 

Der Beginn einer Betreuung außerhalb der eigenen Familie ist für ein Kind ein einschneidendes Erlebnis und mit ernstzunehmenden Trennungs- und Verlustängsten verbunden. Wenn Kleinkinder das erste Mal von einer bisher unbekannten Person in einer fremden Umgebung betreut werden sollen, benötigen sie eine längere Übergangsphase, die so genannte „Eingewöhnung“, um eine Bindung zu der neuen Bezugsperson und damit Sicherheit aufzubauen.

 

Je nach Individualität, Temperament, Bindungsverhalten und Erfahrungen reagieren die Kinder sehr unterschiedlich auf die neue Betreuungssituation. Es liegt in der Verantwortung der Eltern und der Tagespflegeperson, die Vorgehensweise und Trennungszeiten konkret auf das jeweilige Kind abzustimmen.

Die Eingewöhnungsphase dauert ca. zwei Wochen. Die genaue Zeit, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Manche Kinder gewöhnen sich schneller an die neue Situation, andere wiederum benötigen etwas mehr Zeit. Mir ist es sehr wichtig, dass Ihr Kind die Zeit bekommt, die es braucht.

 

Möglicher Eingewöhnungsablauf:

1. - 3. Tag - jeweils ca. eine Stunde mit einem Elternteil

Unterstützen sie als Eltern ihr Kind, dass es zu mir eine eigenständige Bindung aufbaut – d.h. sie bleiben als „sichere Basis“ präsent, die Zuständigkeit für die Bedürfnisse des Kindes während der Betreuung werden schrittweise an mich abgegeben und sie treten mehr und mehr in den Hintergrund. Die Tagespflegestelle wird noch nicht verlassen, sondern sie erkunden mit dem Kind den neuen Ort gemeinsam.

Der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit liegt bei ihrem Kind, um es jederzeit empfangen zu können, wenn es Körperkontakt und Sicherheit bei Ihnen sucht. Andererseits sollten sie es nicht zu lange auf dem Schoß oder Arm behalten, sondern beruhigen und dann ermutigen wieder auf mich und andere Kinder zuzugehen. Zunehmend darf ich mich um die Bedürfnisse ihres Kindes zu kümmern.

 

ab dem 4. Tag - das Elternteil ist kurz dabei, dann erste Trennung

Ich verabschiede mit dem Kind das Elternteil an der Tür, wobei sie ihrem Kind ein Rückkehrversprechen geben sollten. Ich beschäftige mich dann intensiv mit ihm. Der Abschied sollte „kurz und schmerzlos“ gestaltet werden. Ein kurzes Protestweinen sollten sie erlauben und, wenn auch schweren Herzens, akzeptieren. Falls sich ihr Kind nicht von mir beruhigen lässt und länger weint, werde ich mich auf jeden Fall melden.

Um Ihrem Kind die Abläufe zu verdeutlichen, ist es wichtig, dass Sie sich beim Verlassen der Kindertagespflegestelle von Ihrem Kind kurz aber herzlich verabschieden und dass das Abholen Ihres Kindes den Betreuungstag beendet. Sollte der erste Trennungsversuch gut gelingen, wird die Trennungszeit am nächsten Tag erweitert. Nach und nach gelangen weitere Abläufe in die Aufenthaltszeit ihres Kindes, wie z.B. Waschen, Wickeln, Essen und in der Schlussphase das Schlafen.

 

Schlussphase

Die Schlussphase beginnt, wenn Ihr Kind mich als weitere Bezugsperson akzeptiert und sich von mir trösten lässt. In der Schlussphase sind die Eltern über den ganzen Betreuungszeitraum nicht mehr präsent, aber bitte für den Notfall telefonisch erreichbar.

 

Merkmale einer gelungenen Eingewöhnung

Die Eingewöhnung ist gelungen, wenn das Tageskind eine stabile Bindung zu mir aufgebaut hat. Es lässt sich beim Abschied und in anderen, belastenden Alltagssituationen von der neuen Bezugsperson trösten und helfen, hat Freude am Erkunden der neuen Umgebung, kann sich konzentriert ins eigene Spiel vertiefen, sucht aktiv Kontakte zu anderen Kindern und nimmt Spiel- und Beziehungsangebote ebenso an, wie das gemeinsame Essen oder Schlafen. Zeigt das Kind im Gegensatz dazu „Abseits-Verhalten“ (steht unbeschäftigt herum, wandert ziellos umher), rhythmische freudlose Bewegungen, lutscht viel am Daumen oder Schnuller, zupft an Haaren und Kleidungsstücken, lacht wenig bzw. freut sich nicht auf die Tagespflege, dann sind dies Anzeichen dafür, dass es sich nicht wohlfühlt. Die Ursachen können in der fehlenden sicheren Bindung zur Tagespflegeperson liegen oder in der Art der Betreuungssituation (z.B. zu hohe Belastungen des Kindes durch lange Betreuungszeiten, durch die Gruppenkonstellation, zu wenig Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse im Betreuungsalltag o. ä.). Wenn diese Anzeichen beobachtet werden, besteht dringender Handlungsbedarf, um das Kindeswohl zu sichern.

Während der intensiven und individuell gestalteten Eingewöhnungszeit bauen wir Vertrauen zwischen Betreuerinnen, Kindern und Eltern auf. Somit schaffen wir die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit.